Bevor wir die traditionelle Wertpapierabwicklung mit jener der Blockchain vergleichen können, braucht es eine kurze technische Einführung.
Bei der Blockchain handelt es sich um eine verteilte elektronische Datenbank, die allen Teilnehmer:innen des Netzwerks gemeinsame Bearbeitungs- und Speicherberechtigungen erlaubt. Damit die Informationen bei allen Teilnehmer:innen identisch sind, bedarf es eines gemeinsamen Abstimmungs- und Validierungsprozesses. Im Gegensatz zu einer traditionellen Datenbank wird keine zentrale Instanz zur Verwaltung der Informationen benötigt.
Der wesentliche Unterschied zwischen traditionellen Handels-Infrastrukturen und der Blockchain liegt darin, dass jegliche Art von Werten (in unserem Fall Wertpapiere) mittels der Blockchain direkt zwischen den Teilnehmer:innen transferiert werden können, ohne das ein:e Intermediär:in involviert werden muss. Was das genau bedeutet, sehen wir uns anhand der Funktionsweise des traditionellen Wertpapierhandels an.
Investor:innen die Wertpapiere kaufen oder verkaufen möchten, schicken die Aufträge zunächst an ihre Depotbank oder ihren/ihre Wertpapiervermittler:in (Broker). Diese leiten dies Aufträge über ein elektronisches Handelssystem direkt an eine Börse weiter. Dort werden die Kauf- und Verkaufsaufträge in einem zentralen System gegenübergestellt und automatisch zusammengeführt (vorausgesetzt Preis und Volumen stimmen überein), wodurch es zu einem Geschäftsabschluss kommt. Der Abschluss hierbei findet allerdings nicht zwischen den Kund:innen selbst statt, sonder zwischen der Depotbank oder dem Broker, die im Auftrag ihrer Kund:innen handeln, und einer zentralen Gegenpartei (Central Counterparty (CCP)).
Die CCP übernimmt bei der Abwicklung der Wertpapiergeschäfte das Erfüllungs- bzw. Ausfallrisiko. Das heißt, die CCP fungiert gegenüber dem/der Käufer:in als Verkäufer:in und gegenüber dem:r Verkäufer:in als Käuferin. Sie gewährleistet, unabhängig ob der/die Käufer:in insolvent wird oder der:die Verkäufer:in gar nicht über das Wertpapier verfügt, dass der Handel auch definitiv stattfindet. Die CCP verringert somit das Risiko im Wertpapierhandel, garantiert die Erfüllung aller Geschäfte und trägt zur stabilität im Finanzmarkt bei.
Wer jetzt allerdings denkt, dass das Wertpapiergeschäft damit erledigt ist, irrt sich. Denn die Erfüllung des Geschäfts, also die tatsächliche Übertragung der Wertpapiere, erfolgt erst zwei Tage nach Geschäftsabschluss (t+2) im sogenannten Nachhandel (dem Clearing & Settlement).
Nach Abschluss eines Handelstags verrechnet die zentralen Gegenpartei all ihre An- und Verkäufe (Forderungen und Verbindlichkeiten) gegenüber den jeweiligen Marktteilnehmer:innen (sog. Clearing), sodass es zu einer gebündelten Abwicklung kommt.
Die Abwicklung (sog. Settlement) für die eigentlichen Übertragung von Wertpapieren zwischen den Kunden:innendepots bei den Banken und dem Transfer von Geld, erfolgt normalerweise nach dem Prinzip Lieferung gegen Zahlung. Diese Aufgabe wird wiederum von dem sog. Zentralverwahrer (Central Securities Depository (CSD), erfüllt. Dieser ist neben der Abwicklung börslicher und außerbörslicher Wertpapiertransaktionen auch für die unmittelbare Verwahrung von Wertpapieren zuständig und sorgt dafür, dass die Wertpapiere ihren rechtmäßigen Besitzer:innen zugeordnet werden können.
Einzelne Teilbereiche, des zuvor beschriebenen Prozesses eines traditionellen Wertpapierhandels, können mittels der Blockchain zusammengefasst und automatisiert werden. Dabei wird sowohl die Börse, als auch das Clearing & Settlement dezentral von allen Netzwerkteilnehmer:innen organisiert.
Aus Sicht der Investor:innen ändert sich recht wenig. Käufe und Verkäufe können wie gewohnt über die Depotbank oder den Brokers in Auftrag gegeben werden. Damit diese aber tatsächlich in der Blockchain erfasst und veröffentlicht werden können, müssen die jeweiligen Rechte an den Wertpapieren, mittels der digitalen Signatur der Investor:innen, nachgewiesen werden. Durch kryptographische Verfahren, werden die Transaktionen anschließend signiert und in einem dezentralen Orderbuch auf der Blockchain veröffentlicht.
Ein dezentrales Orderbuch ist nichts anderes, als ein Algorithmus (automatisch ablaufender Programmcodes - häufig als Smart Contract bezeichnet), der die Bedingungen (Kauf/Verkauf, Preis, Stück, etc.) der Aufträge miteinander vergleicht und automatisch zusammenführt. Dadurch kommt das Wertpapiergeschäft zustande.
Anders als in einem zentralen System, in dem die Verrechnung und die Verwahrung von unterschiedlichen Intermediären übernommen werden, können diese Aufgaben, mittels des Algorithmus auf der Blockchain, automatisiert und in Echtzeit durchgeführt werden. Zudem findet der Handel nicht über eine zentrale Gegenpartei (CCP), sondern direkt zwischen den Investor:innen statt.
Die in der Blockchain gespeicherten Wertpapiere, können den Investor:innen, durch die zuvor erwähnte digitale Signatur, eindeutig zugewiesen werden. Dieser Nachweis fungiert als dezentraler Verwahrer.
Die Integrität eines Auftrages, wird vor dessen Durchführung von allen Teilnehmer:innen in einem Netzwerk überprüft. Handelt es sich um einen Kauf, wird zudem überprüft ob der/die Investor:in auch über ausreichend Geldmittel verfügt, um die Wertpapiertransaktion bezahlen zu können. Jeder/Jede Teilnehmer:in übernimmt somit die Aufgaben einer Clearingstelle und garantiert den Erfolg einer Transaktion.
Sobald sämtliche Bedingungen eines Wertpapierhandels erfüllt und geprüft sind, wird eine Wertpapiertransaktion automatisch ausgeführt.
Der dargestellte Prozess einer traditionellen Wertpapierabwicklung, lässt erkennen, wie komplex dieser ist und welcher hohe Abstimmungsbedarf sich daraus ergibt. Der wichtigste Vorteil im Einsatz der Blockchain liegt darin, einzelne Prozessschritte zusammenzufassen und mittels eines Algorithmus zu automatisieren. So können die vielen Abstimmungsprozesse zwischen den Intermediären entfallen bzw. verkürzt werden.
Anders als bei zentralen Datenbanken, existiert in einer dezentralen Infrastruktur kein Single Point of Failure, das heißt kein einzelner Intermediär ist für die Funktionsfähigkeit des Netzwerks kritisch. Der Ausfall eines Teilnehmers wird nämlich durch andere Teilnehmer:innen kompensiert, was als Ausfallsicherung interpretiert werden kann.
Auch die zwischengeschalteten Intermediäre können entfallen, da diese aus rein technischer Sicht nicht erforderlich sind. Durch die automatische Verteilung der Informationen im gesamten Netzwerk, sind diese für alle Teilnehmer:innen verfügbar.
Kurz um
Depotbanken, Wertpapierhändler, Börse, zentrale Gegenparteien (CCP) und Zentralverwahrer machen den traditionellen Wertpapierhandel und dessen Abwicklung unglaublich divers. Die Prozesse sind aufgrund ihrer Komplexität fehleranfällig und verursachen einen hohen Abstimmungsbedarf. Durch die Blockchain können die einzelnen Schritte zusammengefasst und automatisiert werden, sodass Handelsabschluss, Clearing, Settlement und die Buchung zeitgleich stattfinden. Durch die gemeinsame Datenbasis (Blockchain) sind alle Teilnehmer:innen zu jederzeit am selben Informationsstand, was wiederum Zeit und Kosten reduziert. Zudem ist das Ausfallrisiko einer Blockchain wesentlich geringer.
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